Save-the-Dates: 4.+5. oder 18.+19. Oktober 2025

100 Jahre Hufeisensiedlung – Symposium mit Begleitprogramm

Die Hufeisensiedlung ist die größte und wohl auch bekannteste Ensemble des UNESCO-Welterbes „Siedlungen der Berliner Moderne“ – und sie feiert 2025 ihr 100-jähriges Jubiläum: Zu dem Jahrestag der Grundsteinlegung der 1925-1930 in zwei Teilen und mehreren Bauabschnitten entstandenen „Großsiedlung Britz“ wird es ein Symposium mit einem Begleitprogramm aus Ausstellungen, Filmvorführungen und geführten Rundgängen geben. Hier wird deutlich, was die von Bruno Taut höchst farbenfroh und abwechselungsreich gestaltete Siedlung, ihre politische Umsetzung und Geschichte so besonders und auch aus heutiger Perspektive spannend macht …  

Türen und Eingänge der Hufeisensiedlung; © Fotos/Collage/Logo: Ben Buschfeld

Programm 4.+5. oder 18.+19.10.2025

(noch in Planung, Details folgen)

  • Samstag, 4. oder 18.10.2025: Öffentliches Symposium mit Gastvorträgen
    vmtl. 10.00 – ca. 18.30 Uhr im Kulturstall Gutshof Britz
    (genaue Uhrzeit und Ort werden noch bekannt gegeben)
    Das Symposium ist in unterschiedliche, ca. 1-stündige Themen-Sektionen mit je 4-5 Bildvorträgen gegliedert:
    • Kontext und Stadtgeschichte
    • Akteure zur Bauzeit
    • Wiederentdeckung
    • Leben heute
  • Im Verlauf des Programms sind Pausen und Raum für Diskussionen vorgesehen. Die Veranstaltung richtet sich Bewohnende und die allgemein interessierte Öffentlichkeit. Auch Bewohnende ähnlicher Ensembles sind herzlich willkommen. Voraussischtlicher Konferenzort ist der Kulturstall auf dem Gelände des benachbarten Gutshof Britz; am Konferenzort wird eine temporäre Ausstellung zu den sechs Anlagen des Welterbes „Siedlungen der Berliner Moderne“ gezeigt. 
  • Samstag, 4. oder 18.10.2025: Abendprogramm
    Filmvorführung(en) und/oder Eröffnung der Sonderausstellung „Von Design-Fortbildung zur NS-Propaganda – Die Mietermagazine von EINFA und GEHAG 1930–1939“: Die Ausstellung widmet sich den von 1930–1939 monatlich herausgegebenen Mietermagazinen der EINFA. Diese war Teil der Wohnungsbaugesellschaft GEHAG und spiegelt die Umbrüche in der Politik des aus dem linken politischen Spektrum heraus entstandenen Unternehmens. Bis Mitte 1933 dreht es sich in den Magazine um Haus und Garten, zweckgemäße Einrichtung und gesundes Wohnen. Nach der Gleichschaltung der GEHAG änderte sich zunächst das Layout, später auch die Inhalte, so dass immer mehr NS-Propaganda Raum fand.
  • get together
  • Sonntag, 5. oder 19.10.2025: Führungsprogramm
  • Ab 10 Uhr: Besichtigung von Dauer- und Sonderausstellung in der Infostation Hufeisensiedlung 
  • 11 Uhr: Gruppen-Führungen mit unterschiedlichen Schwerpunkten und Führenden:
    Die Führungen dauern etwa anderthalb bis zwei Stunden und widmen sich den Themen „Leben im Welterbe“ sowie Aspekten der Bau-, Zeit, Sozial-, Kultur-, Stadt- und Architekturgeschichte. Bei größerer Nachfrage sind auch thematisch pointierte, zielgruppenspezifische oder englischsprachige Führungen denkbar.
  • Gegen 13 Uhr: Tour-Ende mit Haus-Besichtigung
    Tautes Heim und Kurator*innen-Führung (nur nach Anmeldung):
    Passend zu der frisch erschienenen Publikation werden Katrin Lesser und Ben Buschfeld, die Betreiber des „mietbaren Museums“ TAUTES HEIM, eine Hausbesichtigung mit Führung und/oder Lesung vor Ort anbieten. 
  • Buch-Präsentation TAUTES HEIM – Story & Details. Details, Termine und Beteiligte zu diesem Veranstaltungsteil werden noch bekannt gegeben.

Zum Thema

100 Jahre Hufeisensiedlung

Sechs „Siedlungen der Berliner Moderne“ wurden 2008 gemeinsam zum UNESCO-Welterbe erklärt. Dieser Titel bedeutet, dass ihnen ein „herausragander universeller Wert für die Menschheitsgeschichte“ zugeschrieben wird. Wow, aber handelt es sich nur nur um einfachen Wohnungsbau? Um diese Frage zu beantworten, hilft ein Blick in die Geschichte und unsere eigenen, heutigen Bedürfnisse. Die sechs Siedlungen entstanden als Antwort auf die zu Beginn des 20. Jahrhunderts in vielen Städten Europas grassierende Wohnungsnot. Sie etablierten höhere hygienische Standards und neue Formen des aufgelockerten Städtebaus. Auch heute sind diese Siedlungen beliebte Wohnquartiere – und gelten zu Recht als Berlins wichtigster Beitrag zur Architekturgeschichte. Hier wurden damals viele Fragen gestellt und auch beantwortet – Fragen, die uns zum Teil bis heute bewegen, etwa: „Wie wollen wir leben?“, „Was macht gutes Wohnen aus?“, „Was können Architektur und Städtebau dazu beitragen?“, „Wie können bessere hygienische Bedingungen geschaffen werden?“, „Wie lässt sich gute Nachbarschaft stimulieren?“, „Wie begegne ich der im seriellen Bauen immer drohenden Monotonie?“ oder „Wie lassen sich neue überzeugende Konzepte auch finanziell, organisatorisch und politisch umsetzen?“

Aus diesen sechs als Welterbe geadelten Ensembles ist die Hufeisensiedlung nicht nur die größte, sondern auch die berühmteste und denkmalpflegerisch herausforderndste. Bereits zu Bauzeiten fungierte die Großsiedlung in Neukölln-Britz als zweigeteilte „Schaustelle“. Hier konkurrierten zwei politische Lager und ihre jeweils protegierten Wohnungsbaugesellschaften GEHAG und DEGEWO. Unter Leitung des von der Wohnungsbaugesellschaft GEHAG berufenen Chefarchitekten Bruno Taut wurden im Bauteil der Hufeisensiedlung neue Formen des Städtebaus erprobt und Bauteile entwickelt, die sich heute an allen möglichen Teilen der Stadt finden. Der Städtebau in Britz skalierten die Qualitäten des aus England stammenden Gartenstadt-Konzepts mit einfachen Reihenhäusern und viel Grün und kombinierte diese mit einem urbanen Geschosswohnungsbau, der in kostensparend in serieller Bauweise und hohen Stückzahlen erreichtet werden konnte. 

Die rund um die namensgebende ikonische, 350 Meter lange Hufeisenzeile gruppierte Siedlung ist zudem auch ein lehrreicher Spiegel der Kontroversen und Umbrüche späterer Dekaden. So lässt sich hier nicht nur der Diskurs zur Stadtentwicklung des frühen 20. Jahrhunderts, sondern auch die NS-Staat praktizierte Politik der Gleichschaltung sowie der wirtschafts-liberale Geist der späten 1990er-Jahre und seine Folgen nachzeichnen.

Nach dem Verkauf der GEHAG im Jahr 1998 wurden die Reihenhausbestände flächendeckend in Einzeleigentum umgewandelt. Diese massive Herausforderung für den homogenen Erhalt des Ensembles führte zu zahlreichen Initiativen, Projekten und Publikationen, die aus dem Kreis der Bewohnenden initiiert und entwickelt wurden, seitdem Bestand haben und damit auch für vergleichbare Anlagen in Sachen praktizierte Beteiligung, Denkmalpflege und Vermittlung beispielgebend sein können. Auch von ihnen wird im Rahmen der Konferenz und der Touren berichtet.

Weitere Informationen zu Welterbe und Siedlung:

Veranstalter

Verein der Freunde und Förderer der
Hufeisensiedlung Berlin-Britz (FFHBB e.V.)
c/o Infostation Hufeisensiedlung
Fritz-Reuter-Allee 44, 12359 Berlin

Kuration und Organisation

Ben Buschfeld, buschfeld.com – graphic and interface design / Tautes Heim / Triennale der Moderne / FFHBB e.V. / KulturerbeNetz.Berlin / Docomomo Germany / Deutscher Werkbund
buschfeld.com | tautes-heim.de | LinkedIn
Büro +49 (0)30-25922963

Gefördert durch


Weitere Events


Übersicht der Beteiligten


Impressionen

Luftbild (Foto: Ben Buschfeld)

Leben in der Siedlung (Privatarchiv)

Bruno Tauts Frühwerk (gemeinfrei)

Gründung eines Vereins (Foto: FFHBB)

Bauzeit 1926 (gemeinfrei)

Führung (Foto: Katrin Lesser)


Weitere Jubiläums-Events

650 Jahre Britz

Die Hufeisensiedlung zählt zu dem historischen Ortsteil Britz. Er ist neben Böhmisch-Rixdorf rund um den Richardplatz eine der am längsten besiedelten Regionen des heutigen Bezirks Neukölln. Die Geschichte des Ortes geht zurück auf ein altes Rittergut, das 1375 erstmalig urkundlich erwähnt wurde und 2025 daher mit einer großen Zahl von Einzelevents seinen 650-jährigen Jahrestag begeht. Neben dem UNESCO-Welterbe Hufeisensiedlung gelten Schloss und Gutshof Britz sowie die weiträumige, abwechselungsreich gestaltete Parklandschaft des Britzer Gartens als weitere Hauptsehenswürdigkeiten des Ortsteils. Der Britzer Garten wurde 1985 als Bundesgartenschau angelegt, das idyllische Ensemble aus Schloss, Garten und Gutshof Britz beherbergt mehrere Kultureinrichtungen. Neben diesen drei Hauptsehenswürdigkeiten existieren diverse kleinere Vereine, die ihre Aktivitäten mit ins Programm einspeisen. In der Gesamtschau von weit über 100 Events ergibt sich im dem – drei Stationen außerhalb des S-Bahnrings gelegen – Ortsteil ein Bild, das so ganz anders ist, als das allgemeine eher raue Image des fast 380.000 Einwohnende zählenden Verwaltungsbezirks Neukölln vermuten lässt …