Motto 2025
Zerrissene Moderne(n)
Das für die Triennale der Moderne 2025 städteübergreifend gewählte Motto „Zerrissene Moderne(n)“ hebt auf die erzwungene Migration des Bauhauses von Weimar nach Dessau ab. Der Blick richtet sich aber nicht nur auf die Geschichte, sondern spiegelt sich auch in den politischen Debatten nach den letzten Landtagswahlen und wird in einzelnen Programm-Beiträgen thematisiert. Neben dem übergreifenden Motto existieren lokal weitere Themenschwerpunkte.
Einführung ins Thema
Die Entwicklungen und die Geschichte(n) der Moderne(n) gehen mit Zerrissenheiten einher, die einer gestalterischen und gesellschaftlichen Avantgarde gegenüberstehen. Zerrissen wurden die Moderne(n) im Aufeinandertreffen mit dem Althergebrachten, im Kampf mit antimodernen Anta-gonismen, mit den Infernalitäten des Faschismus und gegenüber dem revolutionären Terror. Mit eigenen Ambivalenzen und dem Widerstreit einzelner Reformbewegungen kamen innere Zerrissenheiten hinzu. Gerade im Jahr 2025, zum Anlass der 100. Jährung seit der erzwungenen Migration des Bauhauses von Weimar nach Dessau, wird dieses „Zerreißen“ als Motiv in der Moderne sowie in der Aktualität gegenüber den heutigen politischen und gesellschaftlichen Konfrontationen nicht nur in Deutschland deutlich. Auch im internationalen Austausch zeigt sich die Relevanz der Moderne als progressives Erbe für die europäische Demokratie und als Schlüssel für nachhaltige Lösungen gemeinsamer Zukunftsaufgaben.
Der Verdrängung des Bauhauses aus Weimar im Jahr 1925 ging die sogenannte „Schicksalswahl“ in Thüringen von 1924 voraus, der eine Chronologie von Verfolgung, Vertreibung, Vernichtung und Krieg – und zunächst das Ende der Weimar-er Republik – nachfolgten. Der von Deutschland ausgehende Weltenbrand des Zweiten Weltkriegs sollte „die Moderne“ endgültig zerreißen und zu weiteren und weitreichenderenMigrationsprozessen bis zumindest zum Fall des sogenan-nten Eisernen Vorhangs führen. Wobei die genauere Betrachtung der Genese und der Zerrissenheiten vielmehr von „Moderne(n)“ sprechen lässt und damit unterschiedliche Auslöser und Ausprägungen zur Diskussion stellt, die – der allgemeinen Einordnung nach – von der frühen bis zur späten Moderne auftreten und bis in die heutige Zeit und für das Verständnis einer „reflexiven Moderne“, im erweiterten Sinne, nachwirken. Mit der Auftaktveranstaltung eröffnet die Triennale der Moderne 2025 einen wissenschaftlich-gesellschaftlichen Debatten-Beitrag im aktuellen politischen und kulturellen Diskurs – für das fachlich und allgemein interessierte Publikum.
[Text: Robert K. Huber]
Weitere Schwerpunkte
Das Jahr der Jahrestage …
2025 werden gleich mehrere wichtige Jahrestage begangen, die sich ebenfalls im Programm niederschlagen. Neben dem städteübergreifenden Motto bestimmen drei Jahrestage den Fokus der einzelnen Partner*innen:
- In Weimar: Ambivalenzen der Moderne – Das Bauhaus am Standort Weimar (1919–1925)
- In Dessau: Neubeginn in Dessau – Das Bauhaus am neuen Standort Dessau (1925–1932)
- In Berlin: 100 Jahre Hufeisensiedlung / 100 Jahre Neues Bauen (1924/25)
- Generell: 80 Jahre Wiederaufbau und Nachkriegsmoderne (1945)
- Generell: 50 Jahre Europäische Denkmalcharta (Amsterdam, 1975)
