„Vom Bauhaus zum Penthouse“ – Vortrag von Sharon Golan, The White City CenterTel Aviv
Von zehntausenden Emigranten aus aller Welt errichtet, ist Tel Aviv ein Schmelztiegel der Kulturen, eingegossen in die Betonsilhouetten der Gebäude im Internationalen Stil. Was der Weißen Stadt herausragende kulturelle Bedeutung verleiht. Was zu Beginn des 20. Jahrhunderts aus den Sanddünen am Meer erwachsen ist, ist zu einem lebendigen städtischen Gewebe geworden, das sich fortlaufend erneuert und als solches auch gelesen werden sollte.
Der Einfluss der Zwischenkriegsarchitektur in Europa und neue lokale Entwicklungen führten in Tel Aviv zu einer vielfältigen Ausbildung der Moderne. Es schadete dabei nicht, dass der einheitliche und relativ nüchterne Stil der Moderne es leichter machte, den hunderttausenden Menschen ein Dach über dem Kopf anzubieten, die im Rahmen der beispiellosen Flüchtlingswelle in den 1930-er Jahren nach Palästina strömten.
Aus Deutschland wurde jedoch nicht nur Know-how importiert. 1933 handelte die Zionistische Vereinigung für Deutschland mit dem deutschen Reichswirtschaftsministerium das sogenannte Haavara-Transferabkommen aus. Ausreisewillige Juden, denen ansonsten aus Furcht vor der „Reichsmarktflucht“ der Zugriff auf ihr Barvermögen verweigert wurde, konnten nun einen Teil ihres Vermögens nach Palästina transferieren. Ein großer Teil der Waren wurde verwendet, um die Weiße Stadt zu bauen, etwa Fliesen, Glasfenster, Griffe, Armaturen, Metall und Beton.
Heute ist Tel Aviv ist stolz darauf, eine globale Stadt zu sein, eine Stadt, die niemals schläft. Ihre Doppelgesichtigkeit entsteht aus dem Gegensatz zwischen dem historischen Zentrum und den sich ständig entwickelnden Randgebieten, zwischen dem Versuch, die bestehenden Strukturen zu erhalten und andererseits neue Gebäude zu errichten – welche manchmal direkt auf die historischen Bauten gesetzt werden. Während auf Straßenebene historische Schichten im heutigen Zustand eingefroren oder in ihren alten Glanz zurückversetzt werden, wird der Stadt ein paar Stockwerke höher eine völlig neue Schicht hinzugefügt. Der Ansatz der städtischen Denkmalpflege trägt dieser Entwicklung Rechnung. Dabei versucht sich die hundert Jahre alte Stadt an den rasenden zeitgenössischen Lebensstil Israels als “Start up nation” anzupassen.
Besucherinformationen
Veranstaltungsort
Aula im Bauhausgebäude
Gropisallee 38
Dessau-Roßlau
Preise
Eintritt frei
Beginn
4. Oktober 2019
18:00 Uhr
The Flat – Die Wohnung, 2011 – Filmvorführung
2011 ‧ Dokumentarfilm ‧ 1h 37m
Eine Wohnung in Tel Aviv, ein Stück Berlin mitten in Israel. 70 Jahre lang hat Gerda Tuchler hier mit Ehemann Kurt gelebt, nachdem sie vor dem Holocaust aus Deutschland fliehen mussten. Weggeschmissen haben sie nichts. Als sie mit 98 Jahren stirbt, trifft sich die Familie zur Wohnungsauflösung. Inmitten unzähliger Briefe, Fotos und Dokumente werden Spuren einer unbekannten Vergangenheit entdeckt: Die jüdischen Großeltern waren eng befreundet mit der Familie des SS-Offiziers Leopold von Mildenstein. Filmemacher und Enkel Arnon Goldfinger nimmt zusammen mit seiner Mutter den Kampf auf: mit Wut und Mut gegen die Kisten, den Staub, die Antiquitätenhändler, die Familie, die Vergangenheit und die Gegenwart, Verdrängung und Wahrheit.
Regisseur: Arnon Goldfinger
Musik komponiert von: Yoni Rechter
Drehbuch: Arnon Goldfinger
Produzenten: Arnon Goldfinger, Thomas Kufus
Besucherinformationen
Veranstaltungsort
Aula im Bauhausgebäude
Gropiusallee 38
Dessau-Roßlau
Preise
Eintritt frei
Beginn
4. Oktober 2019
19:00 Uhr