Ludwig Lesser war der erste freischaffende Gartenarchitekt in Deutschland. Ab 1909 führte er ein Planungsbüro mit durchschnittlich 2-3 Angestellten, zu denen zeitweise auch sein Sohn Richard gehörte. Sehr vorausschauend und nach den Worten Hermann Matterns vorbildlich, zog er „als erster von uns die Konsequenz aus der Erkenntnis, daß die zunehmende Verstädterung und Technisierung unseres Lebens einer entsprechend gewissenhafteren und umfassenderen planerischen Vorsorge bedarf, die von dem gärtnerisch und architektonisch begabten Menschen eine ungeteilte Schaffenskraft fordert“. Die Spanne seiner Entwürfe war groß. Sie reichte von Klein-, Haus- und Villengärten über Friedhöfe und Heilstättenparkanlagen bis hin zu Bebauungsplänen ganzer Siedlungen. Noch heute sind in und um Berlin zahlreiche Spuren seines Wirkens zu finden. Eines seiner größten Entwürfe war der Bebauungsplan für die – in den 20er Jahren bei Filmschauspielern und Künstlern sehr beliebte – Landhauskolonie Saarow-Pieskow am Scharmützelsee. 1913-18 plante er die Grünanlagen der seit 2008 zum Welterbe „Siedlungen der Berliner Moderne“ zählenden Gartenstadt Falkenberg. Sein breites Interesse, soziales Engagement und seine Bemühungen um den Berufsstand ließen ihn in vielen Richtungen aktiv werden. Er war als Dozent tätig, hielt Vorträge, gab einen Gartenkalender heraus, gehörte mehreren Fachorganisationen an und verfasste Zeitschriftenartikel und Fachbücher. 1925-33 war er als Mitarbeiter beim Radio für die Abteilung ‘Landwirtschaft und Gartenbau’ zuständig. 1919 wurde er in das Präsidium der „Deutschen Gartenbau Gesellschaft“ berufen und 1923 dessen Präsident. Diesen Sitz hielt er zehn Jahre lang erfolgreich, bis er 1933 aufgrund seiner jüdischen Herkunft zurücktreten musste. Nach Jahren des Berufsverbotes emigrierte Lesser 1939 zu seinem Sohn nach Schweden, wo er 1957 verstarb.
4.10.2013 – 15:00 Uhr
Auf dem 1,5 bis 2-stündigen gartenarchitektonischen Rundgang durch die „Gartenstadt Frohnau“ wird das Leben Ludwig Lessers beleuchtet, die Geschichte des Ortes erläutert und die wichtigsten Grünanlagen besichtigt. Treffpunkt: Gebäude des S-Bahnhofs „Frohnau“. Anmeldung über auftrag-at-kulturspionage.com
Über die Referentin
Katrin Lesser ist freie Gartenarchitektin mit Schwerpunkt Gartendenkmalpflege, Ur-Enkelin Ludwig Lessers und Betreiberin des Tauten Heims.
Mehr Infos unter www.katrin-lesser.de